Der Deutsche Buchmarkt und das 21. Jahrhundert – Todfeinde! 2


GedankenHier mal ein längerer Beitrag, den ich als Antwort zu einem Blogpost von Peer Bieber verfasst habe. Ich wollte ihn euch nicht vorenthalten (weder den Blogbeitrag von Peer, noch meine Antwort dazu).

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Der Buchhandel macht auf mich immer den Eindruck, er wäre noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen. Er ist jetzt da, wo die Musikindustrie vor 15 Jahren war. Statt vernünftige Onlineangebote zu schaffen, beschwert man sich lieber über die bösen Raubmordkopierer Amazon. Wo bleiben die entsprechenden Konkurrenzangebote? Wo bleiben die Möglichkeiten, auf Amazon zu verzichten?

Seit ich meine Romane auch als Taschenbücher auflege und dazu Amazons Createspace verwende, tauchen meine Neuerscheinungen nicht mehr bei Libri auf (die kostenlose Sonderausgabe meines ersten Buchs listen sie noch, aber immer noch nur in der ersten Fassung statt in der aktualisierten zweiten). Wie ein bockiges, kleines Kind weigert man sich, meine Bücher in der E-Book Version zu führen (die E-Books werden im Übrigen nicht über Amazon vertrieben sondern über Bookrix).
Glaubt man damit etwa, mich zu treffen oder Amazon ein Schnippchen zu schlagen?
Ich schaue einfach auf meine Amazon Verkaufscharts, sehe dort vorgestern Platz 21 in den Kindle Science Fiction Charts und bin glücklich. Schlage ich mich mit dem E-Book doch sogar auf Platz 26 in den Science Fiction Bücher Charts rum – in direkter Konkurrenz zu gedruckten Büchern.
Amazon? Die haben das große Glück, dass die Kunden die E-Book Ausgaben dann halt bei ihnen kaufen. Ihnen bleibt ja kaum eine andere Wahl.

Wer ist hier nun also der Leidtragende? Nicht ich. Nicht Amazon. Aber wer bleibt dann?
Richtig: Der Kunde und der lokale Buchhandel.
Als großer Zulieferer auf dem deutschen Buchmarkt verhindert Libri mit einem solchen Verhalten, dass die Kunden einfach in ihren Buchladen gehen und die E-Books dort kaufen können (oder halt über deren Webseite, wenn jetzt jemand meint, E-Books kaufe man nicht vor Ort). Ein paar Kunden werden dadurch womöglich wirklich nie von den Büchern erfahren und selbst entscheiden können, ob sie sie kaufen wollen oder eben nicht.
Und der lokale Buchhandel? Nun der steht da und ihm entgeht Gewinn. Gewinn der stattdessen direkt zur Konkurrenz Amazon weitergeleitet wird.

Und wo bleiben denn die Konkurrenzangebote zu Createspace für mich als Autor? Etwas, wo ich nicht alle meine Rechte verliere und meine Tantiemen nicht gegen Null laufen? Wo?
Will man mir hier ernsthaft erzählen, die Verlage wären nicht in der Lage, ihren Arsch hoch zu kriegen und etwas aus dem Boden zu stampfen?
Hat Amazon hier etwa entdeckt, wie man Blei zu Gold macht? Wohl kaum! Sie haben etwas ganz anderes entdeckt: Das 21. Jahrhundert!

Jetzt fällt es leicht zu sagen: Siehst du, die Verlage sind schuld. Aber das ist weit gefehlt. Der Buchhandel könnte problemlos Druck auf die Verlage ausüben, ein solches Angebot zu schaffen. Aber sie tun es nicht.
Stattdessen schmeißen sie sich lieber auf den Boden und schreien rum, wie ein bockiges, kleines Kind, dessen Eltern ihm das teure Spielzeug nicht kaufen wollen.

Was bleibt mir als Autor dann anderes übrig, als zu Amazon zu gehen?
Ich habe wirklich liebevolle Erinnerungen an den Buchladen aus meiner Kindheit, aber mir wird nicht mal die Möglichkeit gegeben, den zu unterstützen. Stattdessen enthält man mir sogar aktiv die Möglichkeit vor, ihm mit dem Verkauf meiner E-Books vielleicht wenigstens ein paar Cents in die Kasse zu spülen.

Dann schlage ich mich halt weiterhin in den heiß begehrten Amazon Science Fiction Charts weit vorne herum.
Da haben es die Verlage und der Buchhandel mir aber so richtig gezeigt…


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2 Gedanken zu “Der Deutsche Buchmarkt und das 21. Jahrhundert – Todfeinde!

  • Jan-Tobias Kitzel

    Jepp, kann ich so absolut unterschreiben. Habe gestern ebenfalls mein erste Buch über Createspace eingereicht (wird in den nächsten Tagen freigeschaltet) und es lief absolut problemlos. Mit KDP bin ich auch unterwegs, auch dort kann ich nur Gutes berichten.

    Der Buchhandel hat die Zeit verschlafen und ernährt sich noch von den Lesern, die außer Print und den Werken der Großverlagen nichts wissen wollen. Doch die sterben langsam aber sicher aus. Die Situation in 50 Jahren wird eine völlig andere sein. BigA wird dann noch deutlich größer sein, der lokale Buchhandel bis auf ganz wenige Ketten tot und Selfpublishing wichtiger als Verlagspublishing. Es sei denn, der Buchhandel macht kurzfristig etwas. Woran ich nicht glaube.

    • Isi Autor des Beitrags

      Viel Erfolg mit dem Buch. 🙂
      Wenn du von Frostzeit redest, ist das übrigens bereits verfügbar. Amazon ist da, in meiner Erfahrung, immer deutlich schneller als sie bei Createspace behaupten. Aus 5 – 7 Tagen werden meist so 5 – 7 Stunden. 😉

      Ich habe auch meine Zweifel, dass die Verlage ihre Fehler erkennen. Stattdessen wird lieber weiter behauptet, Amazon sei Schuld am Untergang des Abendlandes.