Kobo schluckt Tolino – Auswirkungen für Selfpublisher?


Kobo-TolinoEine größere Veränderung auf dem Selfpublishing-Markt in Deutschland steht vor der Tür: Kabuto, die japanische Firma hinter Kobo, schluckt Tolino – oder wird offiziell nun als neuer Technologiepartner geführt. Dennoch dürfte es sich wohl um eine Übernahme handeln, denn die Mehrheit an Tolino hielt bislang die Telekom, die ihre Anteile verkauft hat. Zwar muss das Bundeskartellamt den Deal noch absegnen, da Kobo in Deutschland jedoch keinerlei nennenswerte Marktpräsenz hat, ist ein Widerspruch nicht zu erwarten.

Für die Leser (Kunden) wird sich vermutlich erstmal wenig bis nichts ändern. Möglicherweise tauchen die Kobo-Geräte demnächst zusätzlich bei den Buchhändlern neben den Tolino-Readern auf, aber selbst das sehe ich vorerst als eher unwahrscheinlich. Die Tolino-Reader sind immer an den Shop des jeweiligen Händlers angeschlossen, bei dem sie gekauft wurden, während die Kobo-Reader an den Kobo-Shop angeschlossen sind. Keiner der deutschen Händler wird seine E-Book Kunden an die japanische Konkurrenz abtreten wollen – sie haben sie bislang noch nicht mal untereinander geteilt. Langfristig wird es aber wohl zu einer Vereinheitlichung der Geräte kommen, die dann die Technologie beider Unternehmen nutzen werden – auch hier rechne ich aber nicht damit, dass sich etwas daran ändern wird, wo die Kunden über das Gerät am Ende ihre E-Books kaufen.

Für die Leser dürfte die Vereinigung beider Technologien langfristig also als Gewinn zu sehen sein, bieten beide Reader doch unterschiedliche Vor- und Nachteile, die sich bei einer Vereinigung möglicherweise kombinieren lassen, um bessere Geräte herzustellen.

Stellt sich die Frage, wie es für Selfpublisher und Tolino Media aussieht. Bislang sind keine Informationen weitergegeben worden, daher muss man auch hier etwas die Kristallkugel bemühen, aber man kann die Sache recht einfach logisch aufrollen.

Mit Kobo Writing Life hat Kabuto ein eigenes Selfpublishing-Angebot unter seinem Dach. Auch das rangiert in Deutschland aber eher unter ferner liefen. Es ist also nicht davon auszugehen, dass Tolino Media von heute auf morgen verschwindet. Dennoch macht es für ein Unternehmen wenig Sinn, zwei unterschiedliche Tochterunternehmen zu betreiben, die den gleichen Markt abdecken und sich gegenseitig Konkurrenz machen. In der Vergangenheit wurde bei derartigen Übernahmen immer eines von beiden vorhandenen Angeboten eingestampft (die Schließung des LYX Storyboard, nach der Übernahme durch Bastei Lübbe, im letzten Jahr dürfte vielen noch immer in schlechter Erinnerung sein).

Ein derartiger Schritt ist hier aber aus zwei Gründen nicht zu erwarten:

  1. Tolino Media ist (zumindest in Deutschland) die weitaus größere Marktmacht.
  2. Kobo Writing Life ist international deutlich besser aufgestellt.

Im ersten Moment wird sich also vermutlich erstmal nichts ändern. Auch hier sind jedoch auf lange Sicht Veränderungen zu erwarten. Eine interne Verschmelzung beider Unternehmen würde wirtschaftlich Sinn machen. Mittelfristig kann also davon ausgegangen werden, dass beide Shops sich gegenseitig für ihre Angebote, Tolino Media also international wird und Kobo-Bücher bei der Tolino-Allianz auftauchen. Langfristig rechne ich mit einer Fusion, um Verwaltungs- und Personalkosten zu sparen. Das wird aber mit ziemlicher Sicherheit nicht der erste Schritt sein.

Eine mögliche Änderung steht auch bei den Tantiemen an, die uns Autoren zustehen: Kobo zahlt bereits ab 1,99€ 70% aus, wohingegen Tolino Media das bislang erst ab 2,99€ tut. Gut möglich, dass das die erste Änderung wird – die dann möglicherweise auch Einfluss auf Amazon und KDP hat. Wir werden sehen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert