Der letzte Test eines Brettspiels liegt schon eine ganze Weile zurück. Das ist wenig erfreulich, aber dafür erscheint die Rückkehr umso schöner. Bei dieser Gelegenheit nehme ich auch ein paar Änderungen am Aufbau vor, um den Bericht aufzulockern und mir etwas mehr kreative Freiheit zu geben.
Dieses Mal im Test: Camel Up
Pyramidenbauen für Anfänger
Einer der ersten Schritte nach dem Öffnen der Packung ist das Ausstechen der einzelnen Teile. Kameldollar, Karten, Pyramide … Ja, Pyramide! Gleich zu Beginn dürft ihr eine Pyramide aufbauen. Welches Spiel kann das schon von sich behaupten?
Persönlich fand ich die Anleitung an dieser Stelle nicht 100% gelungen, der Aufbau hat zwar trotzdem geklappt, aber IKEA und Überraschungseier kriegen das mit der Bauanleitung besser hin. Danach wollte jede meiner Mitspielerinnen die Pyramide mal austesten – ich natürlich auch. Die Funktion ist überraschend simpel und innovativ.
Man nimmt sie hoch, schüttelte sie, um die Würfel zu mischen, dreht sie auf den Kopf, stellt sie auf den Tisch und schiebt die Sperre nach hinten. Heraus kommt ein zufälliger Würfel. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Wenn man die Pyramide nicht direkt auf den Tisch stellt, kommen alle Würfel raus. Cooles Luftwürfeln sollte man also besser unterlassen.
Wilder Kamelsex?
Nein, natürlich haben die Kamele keinen Sex miteinander, aber die Assoziation stellt sich bei einer der innovativsten Ideen des Spiels einfach: Statt nebeneinander um die Wette zu rennen, steigen Kamele aufeinander, wenn sie auf einem Feld zum Stehen kommen auf dem sich bereits ein anderes Kamel befindet – oder mehrere, das Stapeln geht ziemlich endlos.
Aber von den schlüpfrigen Gedanken zurück zum eigentlichen Spiel.
Bei Camel Up handelt es sich im Grundsatz um ein Renn-Wett-Spiel. Die Spieler wetten darauf, welches Kamel jede Runde an vorderster Stelle zum Stehen kommt und welches am Ende des Spiels als erstes die Ziellinie überschreitet.
Was erstmal wenig spannend klingt gestaltet sich, dank der Aufsattelmechanik von oben, als unglaublich spannend und unberechenbar. Das Kamel, das gerade noch das letzte war kann auf ein anderes aufsteigen und dann von dem mitgetragen werden. Mit etwas Glück (oder Pech, das kommt ganz darauf an, worauf man gerade wettet) sattelt das Kamel dann nochmal auf ein anderes auf und wird erneut mitgenommen. Die Positionierung kann sich also ganz schnell ändern.
Dabei kommt es aber nicht nur auf die Würfel an, sondern auch noch auf das strategische Geschick der Spieler. Jeder hat eine doppelseitige Fata Morgana & Oasenkarte. Eine Oase bringt die Kamele die darauf zum Stehen kommen ein Feld weiter, eine Fata Morgana lässt sie ein Feld zurück gehen – und ganz nebenbei bekommt der Spieler, der die Karte gelegt hat auch noch jedes Mal einen Kameldollar, wenn eines darauf zum Stehen kommt. Wegzoll, wenn man so will.
Zum Schluss kann man noch auf das “Olle” beziehungsweise das “Dolle” Kamel wetten, also das, das als erstes die Ziellinie überschreitet. Das kann man natürlich auch früh im Spiel machen, aber zu dem Zeitpunkt ist es ein pures Glücksspiel mit wenig Erfolgsaussichten. Liegt man richtig, bekommt man jedoch eine Menge Geld – das Risiko kann sich also lohnen, denn je früher ihr richtig gewettet habt, desto mehr Geld bekommt ihr.
Spannend, durchgeknallt und unglaublich intelligent
Nachdem ich von der Aufsattelmechanik gelesen hatte, wollte ich Camel Up haben – und ich wurde nicht enttäuscht. Camel Up ist spannend, abwechslungsreich und schlichtweg durchgeknallt. Das war aber noch nicht alles, wider erwarten hat sich das Spiel auch als überaus strategisch und intelligent herausgestellt. Man kann lange Minuten darüber grübeln, welches Kamel diese Runde die vorderste Platzierung einnehmen wird. Grün ist ganz hinten, aber wenn es zuerst gewürfelt wird und eine Zwei kommt, dann sattelt es auf Rot auf und Rot kann es dann auf Weiß bringen und …
Da raucht mir schon wieder der Schädel.
Eindeutig 5 von 5 Kamelstapeln.
Kann mich der Meinung nur anschließen. Wir haben alle sehr viel Spaß beim Spielen und es wird viel gelacht. Ich finde es gut, dass es so schnell zu erklären ist, so können auch Neulinge schnell in das Spiel einsteigen und sogar gewinnen.
Freut mich, dass es dir gefallen hat. 🙂